STAR November 2013 - Energie für Aachen - page 13

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Bei Eiern, Milch, Obst und Gemüse achten wir auf das
Kleingedruckte: Kommt das Produkt aus der Region, hält
es biologische Kriterien ein, kommt es ohne Gentechnik
aus, wird auf künstliche Zusätze verzichtet? Wer ökolo­
gisch denkt, denkt meist auch weiter. Grüne Mode ist
deshalb kein Exot mehr, sondern gehört inzwischen bei­
nahe zum guten Ton. Wer jetzt an farblose Shirts, sack­
artige Kleider oder Jesuslatschen denkt, der irrt. Grüne
Mode hat längst die Boutiquen und Laufstege erobert.
Aber bedeutet „grün“ gleichzeitig auch „fair“?
Nicht nur öko, auch sozialverträglich
Bei Modemachern ist das Thema längst etabliert: Seit
rund drei Jahren zählt „Eco Fashion“ fest zur Berliner
Fashion­Week. Jedes Jahr stellen mehr Designer ihre Ar­
beiten aus. Auch renommierte Modeschulen und Univer­
sitäten richten Forschungsgruppen, neue Abteilungen
und Studiengänge ein. Sogar eine eigene Modemesse, den
„Greenshowroom“. Beim Einkaufsbummel stellt man fest:
Immer mehr Geschäfte und Onlineshops führen schicke,
faire Mode. Sogar Discounter ergrünen ab und an mit
Produkten, die ökologisch und sozialverträglich herge­
stellt wurden. Der Preis allein ist deshalb kein Indiz
mehr. Positiver Nebeneffekt: Labels, die sich um faire
Produktionsbedingungen bemühen, achten gleichzeitig
auch auf Umweltaspekte. Umgekehrt ist das nicht unbe­
dingt so. Umweltfreundlich hergestellte Mode ist gut für
den, der sie trägt, nicht unbedingt aber für den, der sie
webt, färbt, schneidert, verpackt. Unterm Strich ist ein
Bio-Shirt aber immer noch besser als ein herkömmliches.
Auch in Aachen
Bei Klömpche-Partner Görg & Görg auf der Annastraße
findet man zum Beispiel fair gehandelte Bio-Wolle. Sie ist
mit dem GOTS-Siegel ausgezeichnet. Diese feine Merino­
wolle stammt aus Patagonien und wird in England in
kleinen Betrieben gesponnen und gefärbt. Die Hersteller
garantieren eine biologische Tierhaltung, umweltfreund­
liche Verarbeitung und faire Arbeitsbedingungen. Angeli­
ka Görg führt das hübsche Wolle-Geschäft in der zweiten
Generation. Ihre Tochter – die dritte Generation – steigt
langsammit ein. „In der Schule hatte ich in Handarbeiten
eine sechs“, erklärt Angelika Görg schmunzelnd. Mit An­
fang zwanzig entdeckte sie ihre Leidenschaft für schöne
Stoffe und das Handarbeiten: „Kreativ zu arbeiten, mit
hochwertigen Materialien etwas Einzigartiges herstellen,
das hat mich gereizt. Wer einen Schal oder einen Pullover
strickt, hat nicht nur eine besondere Wertschätzung für
das Selbstgemachte, sondern drückt damit auch seinen
persönlichen Geschmackssinn aus.“ Bei Görg & Görg fin­
det man neben Wolle auch Knöpfe, Schmucknadeln, An­
leitungen und Angebote für Kurse. „Bei uns geht es sehr
persönlich zu, meine fünf Mitarbeiterinnen und ich ken­
nen die Kunden und deren Geschmäcker, man tauscht
sich aus, bekommt Ratschläge, hilft sich gegenseitig. Das
macht einfach Spaß“, sagt Angelika Görg.
Die Gütesiegel
A
GOTS
Global Organic Textile Standard (GOTS)
berücksichtigt soziale und ökologische
Kriterien. Das Siegel setzt sehr hohe
internationale Standards. Kontrolliert
wird die gesamte Produktionskette. Das
Verbot von Kinderarbeit und die Zah-
lung von Mindestlöhnen zählen zu den
Bewertungskriterien.
A
IVN Best
Das Prüfsiegel zeichnet Kleidung aus,
die zu 100 Pro­zent aus Naturtextilien
bestehen. Der Internationale Verband
der Naturtextilwirtschaft (IVN) bietet
damit den momentan höchsten Stan-
dard für Naturtextilien. Bei der Herstel-
lung dürfen nur Fasern aus biologi-
schem Anbau verwendet werden,
darüber hinaus nur unbedenkliche
Stoffe. Auch soziale Mindeststandards
und das Verbot von Kinderarbeit müs-
sen die Hersteller einhalten.
A
Fairtrade / Fairtrade Certified Cotton­
Dieses Siegel zertifiziert von Kaffee bis
Kleidung viele Produktgruppen. In
puncto faire Arbeitsbedingungen beim
Anbau von Baumwolle hat es einen sehr
hohen Standard. Allerdings sagt das
Siegel nur etwas über die Bedingungen
bei der Herstellung eines Produkts aus,
nicht bei der Weiterverarbeitung. Das
Siegel Fairtrade Certified Cotton ist das
weltweit größte und unabhängige Zerti-
fizierungssystem für faire Baumwolle.
Hauptsächlich werden Baumwollbau-
ern in Westafrika unterstützt, die einen
Mindestlohn erhalten. Dafür müssen sie
gentechnikfreie Baumwolle nachwei-
sen, die auch frei von bestimmten gifti-
gen Pflanzenschutzmitteln ist.
A
Fair Wear Foundation
Die unabhängige Non-Profit-Organisa-
tion arb itet mit 120 Marken von etwa
80 Textilunternehmen zusammen. Sie
treten für humane Arbeitsbedingungen
ein, kümmern sich etwa umArbeits-
schutz und verzichten auf Kinderarbeit.
Fair Wear ist kein Siegel für ein Klei-
dungsstück oder Zertifikat für ein Unter-
nehmen, sondern beschreibt einen Pro-
zess über die gesamte Produktionskette
bis zumEndprodukt.
A
Öko-Tex Standard
Dieses Zertifikat ist weit verbreitet, zum
Beispiel bei Shirts, Nacht- und Bettwä-
sche von Discountern. Es existiert in
drei Abstufungen: „100“ kennzeichnet
schadstoffgeprüfte Textilien, „1000“
steht für eine umweltfreundliche und
sozialverträgliche Herstellung und
„100plus“ umfasst beides. Die Anforde-
rungen an die Produkte gelten aller-
dings als eher gering.
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