Urbane Landwirtschaft für ein nachhaltiges Aachen
Erstellt am: 20.07.2021
In Zukunft hat der Verein in Aachen noch viel vor: Etablierung von Lebensmittellieferungen, Nutzung leerstehender Gebäude in Aachen und die Entwicklung von Umweltbildungskonzepten.
Im Rahmen der Einweihungsfeier einer ersten Pilotanlage am Campus Melaten hat der neugegründete Verein aachen.eden e.V. am Montag, 19.07.2021, den offiziellen Startschuss für die Etablierung neuer urbaner Landwirtschaftskonzepte in Aachen gegeben.
aachen.eden ist ein engagiertes und hochmotiviertes Team mit Studierenden verschiedenster Fachrichtungen, Wissenschaftlicher*innen und Berufstätigen, die eine gemeinsame Vision für eine zukunftsfähige und lebenswerte Stadt Aachen entwickelt haben. Der Verein möchte langfristig regionales Gemüse und Fische mit höchsten Qualitätsansprüchen anbieten und mit Umweltbildungskonzepten über die Möglichkeit der Produktion nachhaltiger Lebensmittel informieren.
Aquaponik und Vertical-Farming: Innovative Konzepte für regionale und nachhaltige Lebensmittel
Realisiert wird dies durch die Entwicklung eines modernen Aquaponik-Systems, in dem innerhalb eines möglichst geschlossenen Wasser- und Nährstoffkreislaufs Pflanzen und Fische gezüchtet werden. Dabei nutzt aachen.eden die Symbiose zwischen Fischen und Pflanzen: Die Fischausscheidungen werden in dem geschlossenen System verarbeitet und wiederum als Nährstoffe für die Pflanzen genutzt. Auch der Wasserverbrauch wird mittels Rezirkulation im System möglichst gering gehalten. Durch ein nachhaltiges Zuchtkonzept mit einem Fokus auf antibiotikafreier Fischzucht in verträglichen Besatzdichten wird das System abgerundet.
„Wir sind überglücklich, dass es jetzt losgeht und wir unsere Pläne nun tatsächlich umsetzen können“ sagt Mascha Overath, Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens und Gründungsmitglied des Vereins. Entstanden ist die Initiative aus einer Studierendengruppe, die die Aktivitäten maßgeblich gestaltet. Das nun entwickelte Aquaponik-System ist durch sein modulares Prinzip flexibel erweiterbar und zukünftig an verschiedenen Standorten im städtischen Raum einsetzbar. Eine mehrstöckige Anordnung der Pflanzen (Vertical Farming) soll zudem für eine effektive Flächennutzung sorgen.
Altes wieder wertvoll machen: „Upcycling“ und die Nutzung leerstehender Gebäude und Flächen
Dabei wird Wert auf den Einsatz von möglichst wiederverwendbaren Materialien gelegt. Auch das Prinzip des „Upcyclings“, die bewusste Verwendung und langfristige Nutzung von mutmaßlichen Abfallprodukten gehört zur Grundidee des Vereins. So werden zum Beispiel ausrangierte Holzpaletten für den Aufbau der Anlagen verwendet. Langfristig sollen mit Hilfe der Erfahrungen aus der Pilotanlage größere Aquaponik-Systeme in leerstehenden Gebäuden in der Aachener Innenstadt betrieben werden. Dadurch entstehen kurze Vertriebswege für eine möglichst ressourcenschonende Produktion hochwertiger Lebensmittel. Ähnlich wie im Nährstoffkreislauf des Systems selbst, wird ganzheitlich auf lokale und regionale Kreislaufwirtschaft gesetzt. „Wir wollen den Kreislaufgedanken ernst nehmen und diese ökologischen Grundsätze kreativ für unser Gesamtkonzept nutzen“ sagt Benjamin Daniels, Umweltwissenschaftler und Vorstandsmitglied des Vereins. „Leerstehende Gebäude und verlassene Flächen sollen durch diese und ähnliche Initiativen wiederbelebt werden, so wollen wir einen kleinen Beitrag für eine lebendige und lebenswerte Stadt leisten“.
Umweltbildung, Partizipation und nachhaltige Entwicklung als Vereins-Leitbilder
Dies scheint nicht unrealistisch, wie Geschäftsführer Fabian Roemer im Rahmen der Einweihungsfeier betont: „Unser Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, mit der Stadtverwaltung und mit lokalen Politikerinnen und Politikern zeigt uns, dass wir auf einem guten Weg sind“. Diese Erfahrungen hat auch Mark Mehler gemacht. „Die positive Resonanz war bisher überwältigend“, so der Finanzvorstand von aachen.eden. Deshalb will der Verein in Zukunft auch verstärkt über diese Alternativen zur herkömmlichen Landwirtschaft informieren, Umweltbildungskonzepte entwickeln und Mitmachangebote für interessierte Bürger*innen schaffen.
Um diese Ziele zu erreichen, setzt der Verein besonders in der Anfangsphase auf wertvolle Kooperationen. Die STAWAG unterstützt den Aufbau der Pilotanlage am Campus Melaten als Hauptsponsor: Aufgrund der umfassenden Expertise in Bezug auf Ressourceneffizienz und lokale Produktion, sowie aufgrund der langjährigen Vernetzung als Akteur in der Städteregion Aachen ist diese Kooperation ein wertvoller Beitrag für unsere Vereinsziele. „Über die Partnerschaft mit der STAWAG sind wir sehr froh, das ist eine zusätzliche Motivation für alle Beteiligten. Unser Ziel ist es mit starken und regionalen Partnern Aachen nachhaltiger zu gestalten“, so Mark Mehler. „Bereits vor 30 Jahren haben wir uns auf den Weg gemacht, um eine klimafreundliche Energieversorgung für die Region zu realisieren. Dieses Jahr haben wir unsere Ziele bis 2030 nochmals konkretisiert, denn es bleibt wenig Zeit, um den Klimawandel zu stoppen. Zu einem Mosaik gehören viele kleine Steine: So gibt es eine Vielzahl von kleinen Projekten in Aachen, die sich mit dem Klimaschutz auseinandersetzen, die wir unterstützen. Das Aquaponik-Projekt hat uns direkt begeistert“, erläutert Kirsten Haacke von der STAWAG das Engagement.
Darüber hinaus stellt das Institut für Umweltforschung der RWTH Aachen eine Fläche für die Anlage zur Verfügung und berät bei ökologischen Fragen, der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. spendete Solarpanels zur Stromversorgung.
Weitere Informationen
Kontaktdaten sowie weitere Informationen zu dem Verein und das Vereinskonzept finden Interessierte über folgender Internetadresse: https://aachen-eden.de/