STAWAG nimmt am EU-Förderprogramm EU-GUGLE teil
Erstellt am: 09.09.2013
Fördermittel in Höhe von 2,8 Mio.Euro werden in den kommenden fünf Jahren für Gebäudedämmung und Verbesserung der Gebäudebeheizung sowie –technik in ca. 400 Wohnungen im Besitz der Stadt Aachen und der gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Gewoge verwandt. Neben einer umfassenden Gebäudesanierung von über 41.000 Quadratmeter Fläche ist vor allem die innovative Wärmeversorgung durch Nutzung von Abwasserkanalwärme durch die STAWAG von Bedeutung. Zudem stellt die Einbeziehung der Mieter einen wichtigen Aspekt dar.
70 Prozent des europäischen Energieverbrauchs wird in Städten konsumiert, wovon ca. 40 Prozent auf den Gebäudebestand entfallen. Mit dem Smart-City-Programm unterstützt die Europäische Kommission daher im „7. Forschungs-rahmenprogramm“ die Verbesserung der Energieeffizienz in europäischen Städten durch bauliche und technische Maßnahmen, um ihre eigenen energiepolitischen Klimaschutzziele für das Jahr 2020 zu erreichen. Die Stadt Aachen beteiligt sich zusammen mit den Städten Wien (A), Mailand (I), Sestao (E), Tampere (FIN), Bratislava (Sk) sowie den assoziierten Partnern Göteborg (S) und Gaziantep (TR). Das Projekt mit dem Namen EU-GUGLE (EUropean cities serving as Green Urban Gate towards Leadership in sustainable Energy) hat energetische Gebäudesanierungen von insgesamt rund 227.000 m2 in den beteiligten Städten zum Ziel, wobei Einsparungen von 45 bis 82 Prozent und eine Steigerung des Anteils an erneuerbaren Energien auf 25 Prozent angestrebt werden. Alle 6 Städte führen Sanierungen von Bestandsgebäuden auf Bezirks- bzw. Stadtteilebene durch und tauschen ihre Erfahrungen aus. Kooperation und Wissenstransfers sollen die Sanierung möglichst effizient vorantreiben. Hierfür fließen knapp 17 Mio. Euro.
Die Partner in Aachen, Stadt, Gewoge und STAWAG, planen die Sanierung von ca. 400 Wohneinheiten, vornehmlich in städtischen Liegenschaften (70 Prozent) im Bereich Europaplatz und im Rehmviertel (Hein-Janssen-Straße, Sigmundstraße, Reimannstraße) sowie in Gewoge-Gebäuden im Bereich Europaplatz/Jülicher Straße. Die Maßnahmen ergänzen die Klimaschutzbemühungen der Stadt Aachen - bis zu 65 Prozent Energie sollen nach der Sanierung in den betroffenen Aachener Gebäuden weniger verbraucht werden - und ordnen sich räumlich und strategisch auch gut in das Stadterneuerungsprojekt Soziale Stadt Aachen-Nord ein; denn sie tragen erheblich zur Aufwertung des Quartiers bei. In diesem Stadtteil leben ca. 15.500 Bewohner auf ca. 300 Hektar, in den Projekt-Gebäuden direkt ca. 1.500 Personen.
Die baulichen Maßnahmen reichen von Dämmung verschiedener Bauteile wie Dach und Kellerdecke über Fenstererneuerung bis zu Lüftungsanlagen. Der innovative Charakter wird neben einer vorbildlichen energetischen Gebäudesanierung – fast überall unter erhöhten Ansprüchen durch Denkmalschutz - vor allem durch eine innovative Wärmeversorgung, z.B. durch Nutzung von Abwasserkanalwärme mit entsprechender Anpassung der Wärmeverteilsysteme und Einbindung der Fernwärme gewährleistet. (Die Abwasserwärmenutzungsanlage wird aus einem großen Plattenwärmetauscher im Abwasserstrom bestehen, einem kalten Nahwärmenetz und mehreren dezentralen Wärmepumpen in den Einzelobjekten der Gewoge bzw. der Stadt. Die Abwassertemperatur im Kanal beträgt während der Heizperiode im Mittel über 12 °C und ist daher eine attraktive Wärmequelle.) Die Wärmelieferung wird in Form eines Anlagencontractings der STAWAG realisiert.
Darüber hinaus werden alternative bzw. weitere technische Lösungen geprüft, um die energetischen Werte für die jeweiligen Gebäude weiter zu optimieren. Entsprechend der EU-Klimaschutzziele ist die CO2-Reduktion der Leitgedanke für alle Maßnahmen im Projekt, CO2-neutrale Gebäude werden angestrebt. So soll der Strom für den Betrieb der Wärmepumpen mittels Photovoltaik-Anlagen erzeugt werden und der Bedarf fossiler Energieträger durch Wärmerückgewinnung aus der Abluft und sparsame Beleuchtung weiter gesenkt werden. Aber auch die Gesamtentwicklung des Stadtteils und die Sensibilisierung seiner Bewohner für energiesparendes Verhalten spielen gemäß dem Anspruch einer ganzheitlichen Betrachtung eine Rolle im Projekt.
Die Stadt Aachen engagiert sich bei den projektbegleitenden Themen insbesondere für die Entwicklung bzw. Einbindung von technischen Maßnahmen, die dem Mieter die Energieverbrauchskontrolle erleichtern (Smart Meter). Verschiedene Möglichkeiten zur Mieterinformation und –kommunikation werden außerdem angewandt und erprobt. Eine sozialwissenschaftliche Untersuchung soll hier Möglichkeiten aufzeigen und auswerten. Viele Bewohner sind ältere Menschen, die bereits 30-40 Jahre dort leben, oder jüngere Familien, viele mit Migrationshintergrund und geringen deutschen Sprachkenntnissen. Alle haben geringe Einkommen. Sie alle werden in den kommenden Monaten auf verschiedene Weise informiert und einbezogen. Die möglichen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten werden gerade erarbeitet (z.B. Anlaufpunkte vor Ort, Informationsmaterial, Ausstellung zu den Maßnahmen etc.). Auch die Entlastung des kommunalen Haushalts (Mietbeihilfen) und Einsparung bei Mietkostenzuschüssen (Sozialhilfeempfänger) werden untersucht.
Die Gewoge erwartet aus dem Projekt eine Vielzahl von Erfahrungen, die auch bei weiteren Sanierungen der Gewoge in den nächsten Jahren genutzt werden können. Dies passt zur Gesamtausrichtung der Gewoge, die sich als Wohnungsbauträger versteht, der sich in der Verantwortung sieht gegenüber Umwelt, der städtischen Entwicklung und den Bewohnern.
EU-GUGLE steht für “EUropean Cities serving as Green Urban Gate towards Leadership in sustainable Energy” - übersetzt bedeutet dies, „Europäische Städte dienen als grün-urbanes Tor für eine Vorreiterstellung einer nachhaltigen Energieversorgung“. Der Vorbildcharakter der baulichen und energietechnischen Sanierungen in den 6 Pilotstädten für andere Städte und Gemeinden hat somit einen hohen Stellenwert. Öffentlichkeitsarbeit und Ergebnistransfer sind integrale und wichtige Aspekte im EU-GUGLE Projekt. Die Erfahrungen der 6 Pilotstädte werden kontinuierlich untereinander abgestimmt, aber auch mit anderen Kommunen geteilt. Die EU-GUGLE Partner organisieren dazu Seminare, Workshops, Besichtigungen und Veranstaltungen für Kommunalvertreter und Experten anderer Städte. Eine wissenschaftliche Begleitung garantiert interessierten Wohnungsgesellschaften und anderen Eigentümern von Großobjekten eine professionelle Auswertung und Bereitstellung der Erkenntnisse. Zudem steht Interessierten in Kürze eine Online-Plattform zur Verfügung, auf der jederzeit vielfältige Informationen abgerufen werden können.
Die Städte Göteborg (Schweden) und Gaziantep (Türkei) nehmen als assoziierte Städte am Projekt teil unter der Prämisse, während der fünfjährigen Projektlaufzeit die Lösungen der anderen Partner auf eigene Anwendbarkeit zu prüfen und in ihre örtliche Sanierungsstrategie zu integrieren.
Die EU-Kommission fördert das Projekt EU GUGLE mit 16,8 Mio. Euro, wovon 2,8 Mio. Euro auf die Partner in Aachen entfallen.