Natur im Tank
Erstellt am: 17.04.2007
Noch 13 Jahre bleiben der Menschheit, um die Erde zu retten. Spätestens ab dem Jahr 2020, so die Verfasser des UNO-Klimaberichts, müssen die jährlichen Emissionen an Kohlendioxid stetig sinken, um die globale Erwärmung bis 2100 auf zwei statt bis zu sechs Grad Celsius zu beschränken. Umsteuern heißt es deshalb, hin zu erneuerbaren Energiequellen – und auch der Verkehrssektor soll seinen Beitrag leisten. Es ist absehbar, dass sich das Erdöl-Zeitalter dem Ende zuneigt. Schon früher wird sich das schwarze Gold stark verteuern. Und damit auch
Super-, Normal- und Diesel-Treibstoff.
Neben der seit Oktober 2003 erfolgreich betriebenen Erdgas-Tankstelle setzt die STAWAG, daher jetzt auf einen zweiten umwelt- und klimaschonenden Kraftstoff: Bioethanol. Mit der Eröffnung der ersten Bioethanol-Tankstelle in Stadt und Kreis Aachen können Bioethanol-Fahrzeuge künftig in der Lombardenstraße betankt werden.
Zusätzlich zu der Lieferung von Strom, Gas, Fernwärme und Wasser betrachtet der Aachener Energiedienstleister bereits seit einiger Zeit den Kraftstoff als ein weiteres Geschäftsfeld mit zunehmender Bedeutung in der Zukunft. Die STAWAG engagiert sich für den alternativen Kraftstoff, da sie sich der Umwelt sowie den Aachener Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet fühlt. "Gerade hier in Bad Aachen, wo saubere Luft besonders wichtig ist, wollen wir zu einer geringeren Schadstoffbelastung beitragen", so Stolte.
Zwar sind derzeit noch nicht viele Bioethanol-Fahrzeuge mit Aachener Kennzeichen unterwegs, doch mit der neuen Tankstelle soll sich das ändern: "Einer muss den Anfang machen, denn erst wenn die Möglichkeit besteht, diesen Kraftstoff in unmittelbarer Nähe zu tanken, fällt häufig die Entscheidung für den Kauf eines solchen Fahrzeugs. Diese Erfahrung haben wir auch schon vor einigen Jahren gemacht, als wir unsere Erdgas-Tankstelle eröffnet haben", betont Dieter H.H. Stolte, Vorstand der STAWAG.
Bioethanol (E85) ist ein Alkohol, der aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln oder aus Abfällen der Holzindustrie und anderer Biomasse hergestellt werden kann. Die Verbrennung von Bioethanol ist im Idealfall CO2- neutral, da das beim Verbrennen frei werdende CO2 zuvor der Atmosphäre beim Wachstum der Pflanzen entzogen wurde.
"An der Bioethanol-Tankstelle auf dem STAWAG-Betriebsgelände an der Lombardenstraße kostet ein Liter E85 1,10 Euro. Wer Bioethanol tankt, entlastet in jedem Fall die Umwelt. Der Geldbeutel wird bei den derzeitigen Preisen für den Kraftstoff allerdings kaum entlastet", so Dieter H.H. Stolte. Bezahlt werden kann übrigens bequem und einfach mit EC-Karte. Alternativ bietet die STAWAG eine spezielle Tankkarte, mit der man monatlich per Rechnung seine Tankkosten begleichen kann. Allerdings können nur Fahrzeuge Bioethanol tanken, die für diesen speziellen Kraftstoff vorbereitet sind. Hersteller dieser so genannten Flexible Fuel Vehicles – also "Kraftstoff-flexible Fahrzeuge", kurz: FFV – sind bislang Ford, Saab und Volvo. Der listenmäßige Mehrpreis bei der Anschaffung eines Bioethanol-geeigneten Fahrzeugs ist relativ gering und liegt zwischen 300 Euro und 1000 Euro.
Bioethanol kann in Deutschland derzeit an knapp 80 Tankstellen getankt werden – das Netz wird stetig erweitert. Sofern keine Bioethanol-Tankstelle in der Nähe ist, können Flexible Fuel Vehicles normalen Superkraftstoff tanken. Bioethanol und Superkraftstoff können ein beliebiges Mischungsverhältnis eingehen, Autofahrer sind somit nicht auf Bioethanol-Tankstellen angewiesen.
In Brasilien, den USA und Schweden ist dieser umweltfreundliche Kraftstoff schon Alltag. Aber auch in Deutschland gibt es bereits mehrere Anlagen zur Produktion von Bioethanol. Hinter der Abkürzung E85 verbirgt sich die Kurzform für den Anteil des Biokraftstoffs im Treibstoff. Der Buchstabe steht für den Kraftstoff – also E für Ethanol. Die Zahl gibt an, wie viel Volumenprozent davon enthalten sind. Das in Deutschland übliche Bioethanol-Gemisch E85 besteht demzufolge aus 15 Volumenprozent Benzin und 85 Volumenprozent Ethanol.
Bioethanol verbessert zudem die Kraftstoffqualität. Ethanol hat eine höhere Oktanzahl und ist somit klopffester als herkömmlicher Benzinkraftstoff. Bei hochverdichtenden Benzinmotoren kann eine erhebliche Leistungssteigerung von bis zu 20 Prozent erreicht werden. Allerdings ergibt sich durch den hohen Sauerstoffanteil im Ethanol ein Mehrverbrauch von 25 bis 30 Prozent.