Modellvorhaben gegen Energiearmut - Erste Bilanz
Erstellt am: 06.11.2013
Energiearmut hat viele Ursachen
Die Ursache für die hohe Zahl von Menschen, die von Energiearmut betroffen sind, sind mannigfaltig. Sie reichen von niedrigem Einkommen oder sogar Verlust des Arbeitsplatzes über mangelnde Finanzkompetenzen der Verbraucher bis hin zu steigenden Kosten aufgrund von hohem Verbrauch sowie Preissteigerungen. Immer mehr Menschen haben daher Probleme, ihre Rechnungen für Strom und Gas zu bezahlen. Grund genug, etwas gegen die Energiearmut zu tun.
Im Herbst 2012 legte das NRW-Verbraucherschutzministerium gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW, der Caritas NRW und den regionalen Energieversorgern das Projekt „NRW bekämpft Energiearmut“ auf. Die Verbraucherzentrale berät von Energiearmut betroffene Bürger zur Existenzsicherung und bietet eine Rechts- und Budgetberatung an. Der Rheinische Verein für Katholische Arbeiterkolonien e.V. bietet die aufsuchende Energieberatung (Stromsparcheck) an.
Das Projekt „NRW bekämpft Energiearmut“ läuft bis Ende 2015. Das Verbraucherschutzministerium stellt in dieser Zeit für die wirtschaftliche und rechtliche Beratung durch die Verbraucherzentrale NRW Finanzmittel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die Stadtwerke in den acht Modellkommunen beteiligen sich an den Kosten der jeweiligen Beratungsangebote.
Aachener Projekt wirkt nachhaltig
110 Haushalte konnten seit Oktober 2012 umfassend beraten werden. Das Beratungsangebot wurde vor allem von Sozialleistungsempfängern, Geringverdienern und Rentnern aufgesucht. Die Verbraucherzentrale erarbeitet mit den Ratsuchenden realistische Zahlungspläne. „Mit Beratungen zum Auskommen mit dem Einkommen und durch längerfristige Begleitung unterstützen wir die Betroffenen, damit sie vereinbarte Rückzahlungsraten auch dauerhaft bedienen zu können", erklärt Martina Wagner, Fachberaterin bei der Verbraucherzentrale in Aachen.
Sorgloser Umgang mit Energie kommt ebenso auf den Prüfstand wie überflüssige oder zu teure Versicherungs- und Telefonverträge. Der Kassensturz bei Einnahmen und Ausgaben hilft, das Budget künftig so einzuteilen, dass Miete und Energiekosten vorrangig zu bezahlen sind.
Infolge der Einschaltung der unabhängigen Fachberaterin konnten von insgesamt 43
angedrohten Sperren 33 verhindert werden (77 Prozent). Darüber hinaus ist es gelungen von 17 bereits durchgeführten Energiesperren 12 durch eine Vereinbarung mit dem Energieversorger meist zeitnah wieder aufzuheben.
In 55 Prozent der Fälle wurde eine Ratenzahlung mit dem Energieversorger vereinbart, weitere 18 Prozent konnten die offenen Forderungen durch ein Darlehen des Jobcenters oder Sozialamtes begleichen. 11 Prozent der Ratsuchenden konnte bereits durch eine Erklärung der Rechnung oder Forderungsaufstellung geholfen werden.
„Schon vor vielen Jahren haben wir ein Bündel von Maßnahmen ergriffen, um einkommensschwache Haushalte zu unterstützen: angefangen mit unserem Energiesparprogramm bis hin zu speziellen Vereinbarungen mit dem Jobcenter. Die neue Fachberatung ist ein wichtiger Meilenstein, über dessen Erfolg wir uns sehr freuen“, ergänzt Dietmar Siebigteroth, Leiter Privatkundenvertrieb der STAWAG.
Tipps für Energieverbraucher
Damit es erst gar nicht zur Sperrung kommt, hat die Fachberaterin folgende Tipps:
- Regelmäßig den Zählerstand kontrollieren und prüfen, ob der Verbrauch sich verändert. Wenn er im Vergleich zur Jahresrechnung steigt, sollte man seinen Energieversorger bitten, den Abschlag rechtzeitig anzupassen.
- Den Energieverbrauch prüfen und Energiesparmaßnahmen durchführen. Hilfestellung gibt die Energieberatung der Verbraucherzentrale und der STAWAG oder für Empfänger von Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Wohngeld der Stromspar-Check der Caritas.
- Sollte man mit der Zahlung der Jahresrechnung oder des Abschlags zu spät dran sein und die Mahnung flattert ins Haus: Nicht den Kopf in den Sand stecken! Je früher Sie das Gespräch mit Ihrem Energieversorger suchen oder die Budget- und Rechtsberatung Energiearmut der Verbraucherzentrale nutzen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, eine einvernehmliche und tragfähige Lösung zu finden. Jede vermiedene Stromsperre spart zudem Kosten ein.