Pressemeldungen

Modellvorhaben gegen Energiearmut

Erstellt am: 19.10.2012

Steigende Lebenshaltungskosten treffen einkommensbenachteiligte Haushalte stärker als andere. Folge: Energiekosten belasten insbesondere Familien mit kleinen Einkommen. Mit dem Modellprojekt „NRW bekämpft Energiearmut“ gehen die Verbraucherzentrale NRW und regionale Energieversorger das wachsende Problem nun in insgesamt acht Städten im Schulterschluss an: Durch Förderung des NRW-Verbraucherschutzministeriums geht jetzt auch in Aachen eine Beratung bei Energieschulden an den Start – flankiert durch die „Aufsuchende Energiesparberatung“ der örtlichen Caritas.

Die Verbraucherzentrale NRW berät die Energieschuldnerinnen und -schuldner zur Existenzsicherung und bietet eine Rechts- und Budgetberatung an. Bei Bedarf werden konkrete Beratungen zum Sparen von Energie vermittelt, die den Menschen helfen, langfristig die Kosten zu senken. Die Ursache für die wachsende Zahl von Menschen, die Schwierigkeiten haben, ihre Energierechnung zu bezahlen, liegt einerseits an dem nicht angepassten Niveau der Sozialleistungen. Andererseits steigen auch die Energiekosten an – vor allem aufgrund steigender staatlicher Abgaben und einer zunehmenden Entlastung der Industriebetriebe bei den Energiekosten.


Das Projekt "NRW bekämpft Energiearmut" läuft bis Ende 2015. Das Verbraucherschutzministerium stellt in dieser Zeit für die wirtschaftliche und rechtliche Beratung durch die Verbraucherzentrale NRW Finanzmittel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die teilnehmenden Stadtwerke in den acht Modellkommunen (Aachen, Bielefeld, Bochum, Köln, Krefeld, Dortmund, Mönchengladbach, Wuppertal) beteiligen sich anteilig an den Kosten der jeweiligen Beratungsangebote.


"Zunehmende Zahlungsprobleme bei der Energieversorgung erfordern nachhaltige Lösungsansätze – im Interesse der betroffenen Kunden, aber auch der Energieversorger und Kommunen", sagte NRW-Verbraucherzentralenvorstand Klaus Müller. Er sei zuversichtlich, mit dem neuen Ansatz einer Win-win-Situation für alle Beteiligten einen Weg zu bahnen. "Energieschulden von Haushalten werden durch gezielte zeitnahe Beratung und Betreuung dauerhaft vermieden. Bei ‚Runden Tischen’ vor Ort werden alle Akteure in Problemlösungen eingebunden, auch die örtlichen Schuld-nerberatungsstellen", so Klaus Müller.


In Kooperation mit den jeweiligen Stadtwerken schnüren die Fachberaterinnen und Fachberater der Verbraucherzentrale NRW ein nachhaltiges Lösungspaket, das den Verbraucherinnen und Verbrauchern langfristig hilft. "Seit über 20 Jahren bieten wir unseren Kunden eine kostenlose Energieberatung mit umfangreichen Förderprogrammen an, und wir unterstützen seit 2010 die aufsuchende Energieberatung von Spektrum (Caritas) für einkommensschwache Haushalte", so Dietmar Siebigteroth, Leiter Privatkundenvertrieb, für die STAWAG: "Darüber hinaus haben wir bereits seit 2005 mit den Jobcentern eine Vereinbarung, bei der wir frühzeitig und unbürokratisch die Zahlung der Energiekosten regeln. Möglicherweise auch aus diesen Gründen bleibt die Zahl der Sperrungen in der Stadt Aachen seit vielen Jahren auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau konstant. Um unser Bündel an Maßnahmen noch zukunftsfähiger zu gestalten, unterstützen wir nun auch die neue Budget- und Rechtsberatung bei Energieschulden."


Wie in vier anderen Städten (Bochum, Dortmund, Köln, Krefeld) beteiligt sich auch in Aachen die Caritas mit ihrer "Aufsuchenden Energiesparberatung" an dem Projekt. Langzeitarbeitslose werden hierfür zu Stromsparhelfern geschult, die beim Hausbesuch einen individuellen Stromspar-Check vornehmen. "Unsere Stromsparhelfer kommen selbst aus einkommensbenachteiligten Haushalten und können daher die Probleme der Betroffenen leichter nachvollziehen. Die Sparvorschläge werden gut angenommen, wenn sie auf gleicher Augenhöhe vorgebracht werden", sagt Gerold König, Vorstandssprecher des Rheinischen Vereins für katholische Arbeiterkolonien e.V. (RVKA). Er sei überzeugt, dass der Stromspar-Check einen wichtigen Beitrag leiste, um den Energieverbrauch dauerhaft zu reduzieren und damit auch das Auflaufen von Energieschulden zu vermeiden. Obendrein würden Langzeitarbeitslose im Rahmen dieser Aktivitäten weiter qualifiziert und Einsparungen beim Kohlendioxid-Ausstoß erzielt.


"NRW bekämpft Energiearmut" baut auf Erfahrungen eines gemeinsamen Pilotprojektes der Verbraucherzentrale NRW mit der WSW Energie und Wasser AG auf. Dort wurden säumigen Wuppertaler Energiekundinnen und Energiekunden seit September 2010 durch rechtliche und wirt-schaftliche Beratung sowie professionelle Begleitung Wege aus der Energieschulden-Problematik gewiesen. Gut 70 Prozent der Betroffenen konnte in dem Pilotprojekt langfristig geholfen werden. "Dies zeigt die hohe Motivation und Kooperationsbereitschaft der meisten Ratsuchenden, die Probleme mit den Energieschulden in den Griff bekommen zu wollen. Zugleich ist dies natürlich auch ein Indiz, dass es in der Beratung gelingt, die Eigeninitiative der Betroffenen zu stärken und mit Hilfe zur Selbsthilfe erfolgreich zu begleiten", erläuterte Müller. Die Kooperationspartner zeigten sich zuversichtlich, mit dem Modellvorhaben gemeinsam ein Zeichen gegen Energiearmut setzen zu können. Dies bedeute nicht nur konkrete Hilfe für die Betroffenen, sondern trage auch zur sozialverträglichen Gestaltung der Energiewende bei.


In offenen Sprechstunden bietet Martina Wagner, neue Fachberaterin im Projekt "NRW bekämpft Energiearmut" bei der Verbraucherzentrale in Aachen, schnellen Zugang zu einer qualifizierten Existenzsicherungs- und Budgetberatung. Die gezielte Zusammenarbeit zum Beispiel mit der Energie- und der Energierechtsberatung, der Schuldner- sowie Rechtsberatung der Verbraucherzentrale in Aachen trägt dazu bei, die hier unter einem Dach gebündelte Kompetenz zu nutzen und individuelle Probleme im "Paket" zu lösen. Auch die Fallmanager des örtlichen Jobcenters, die Mitarbeiter der Arbeitsagentur und des Sozialamtes sowie weitere örtliche Kooperationspartner insbesondere der Schuldner- und Insolvenzberatung sollen eng in das Modell eingebunden werden.


Offene Sprechstunde der „Erstberatung bei Energieschulden“:
dienstags 14 bis 16 Uhr bei der Verbraucherzentrale in Aachen
AachenMünchener-Platz 6 (Kapuziner Karree)


Telefonische Sprechstunde unter 0241/4013164
montags 10 bis 12 Uhr


Aachen, 11. Oktober 2012


Kontakt für Presseanfragen:
Eva Wußing
Telefon: 0241 181-4131
E-Mail: eva.wussing(at)stawag.de

 

Zurück

Formular wird geladen…