Erfolgreicher Abschluss des Forschungsprojekts „Smart Watts“
Erstellt am: 10.10.2013
Hintergrund des Projekts ist der anstehende Paradigmenwechsel der Energiewirtschaft: Während heute noch die Stromerzeugung statischen Lastprofilen folgt, wird künftig die Last der dynamischen Erzeugung folgen. Die volatilen erneuerbaren Energien machen es erforderlich, dass sich die Nachfrage nach dem Angebot richtet. Wie weit dies in Privathaushalten umsetzbar ist, wurde in einem Feldversuch in „Smart Watts“ getestet.
Sechs Teilprojekte
Das Projekt „Smart Watts“ teilt sich in sechs Teilprojekte: Im ersten Teilprojekt „Smart Architecture“ wurden unter Leitung des Forschungsinstituts für Rationalisierung e. V. (FIR) der konzeptuelle Ansatz des „Internets der Energie“ erarbeitet und Geschäftsmodelle entwickelt.
Im zweiten Teilprojekt hat die PSI Energy Markets GmbH das Thema „Smart Portfoliomanagement“ bearbeitet. Dies umfasste die übergreifende Steuerung und Optimierung des Energieportfolios. Ziel war, für den optimalen Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch diese entsprechend zu beeinflussen: Einerseits wurden Steuersignale an die dezentralen Erzeugungsanlagen eines virtuellen Kraftwerks gesendet, andererseits dynamische Bezugskonditionen in Form von Preissignalen für den Verbrauch gestaltet und an die jeweiligen Endgeräte gesendet.
Im dritten Teilprojekt „Smart Market“ hat die Soptim AG eine Marktplattform für das hoch automatisierte Handeln von komplexen, dezentralen Energieprodukten konzipiert. Dieser offene Handelsplatz für Energie erlaubt einen kurzfristigen, über elektronische Schnittstellen automatisierbaren Handel, ist durch Fahrplanprodukte sehr flexibel und liefert Mehrwert durch zusätzliche Informationen, die die „intelligente Kilowattstunde“ transportiert. Marktakteure können ihr Portfolio kurzfristig verändern und optimieren.
Im vierten Teilprojekt hat sich die utilitcount GmbH & Co. KG als Konsortialführer mit dem Thema Smart Metering beschäftigt und das Gateway, die Speichereinheit am elektronischen Zähler, sowie das entsprechende Softwarepaket entwickelt, getestet und betrieben. Diese Speichereinheit erfasst die Messdaten und übermittelt die Zählerstände an den Energieversorger. Außerdem wurde hier die Datenzentrale aufgebaut.
Im fünften Teilprojekt „Smart Demand“ hat die Kellendonk Elektronik GmbH die standardisierte Anbindung der Haushaltsgeräte über den so genannten EEBus entwickelt. Ein intelligentes Lastmanagement visualisiert mittels einer App den Energieverbrauch im Haushalt und steuert die angeschlossenen Geräte.
Im sechsten Teilprojekt unter Leitung der STAWAG, Stadtwerke Aachen AG, wurden alle Entwicklungen zusammengeführt: Anfang Dezember 2012 startete der Feldversuch, in dem 250 Kunden der STAWAG bis Ende dieses Jahres intelligente Zählersysteme testen, wie sie in einigen Jahren fester Bestandteil unseres Alltags sein sollen.
Der Feldversuch
Die Teilnehmer am Feldversuch erhielten einen elektronischen Stromzähler (Smart Meter), der mit einer Speicher- und Kommunikationseinheit versehen ist. Das System erfasst die Messdaten und übermittelt die Zählerstände über das Stromnetz sowie das Internet an die STAWAG. Eine Kommunikationsbox stellt die Funkverbindung her zwischen dem Zähler und intelligenten Steckdosen, die zur Steuerung angeschlossener Haushaltsgeräte wie z. B. Waschmaschine, Spülmaschine oder Trockner dienen. Mit der im Projekt entwickelten „Smart Watts“-App wird der Stromverbrauch transparent: Die Teilnehmer am Feldversuch sehen in der App, was die Geräte an den intelligenten Steckdosen gerade verbrauchen. Sie können sich auch den gesamten Stromverbrauch im Haushalt pro Tag, Woche, Monat oder Jahr grafisch anzeigen lassen.
Zusätzlich können die Feldtest-Teilnehmer den aktuellen Strompreis und die Prognose für die nächsten 24 Stunden abrufen. Über die App legen sie für ihre Haushaltsgeräte eine Preisschwelle fest und bestimmen, wie viel sie maximal für den Strom zahlen möchten. Daraufhin schaltet sich zum Beispiel die Waschmaschine nur dann an, wenn der Strompreis unter dem gewählten Preis liegt. Im Rahmen des Feldversuchs geht es noch nicht um echte Preise. Die Kunden zahlen ihre bisherigen Abschläge, erhalten jedoch eine komplette Übersicht über ihren Stromverbrauch. Seit Juni gibt es jedoch einen konkreten Anreiz, sein Verbrauchsverhalten an die virtuellen Preise anzupassen: Wer seinen Verbrauch in günstige Zeiten verlagert und mehr als ein Prozent gegenüber der Preisprognose eingespart hat, erhält einen Bonus.
Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium
Mit Smart Watts gehört Aachen zu den sechs Modellregionen im Rahmen des Bundesforschungsprojekts „E-Energy“. „E-Energy – IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft“ ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) in Partnerschaft mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Technologiepartnerschaften in sechs Modellregionen entwickeln und erproben Schlüsseltechnologien und Geschäftsmodelle für ein „Internet der Energie“.