Der „Archimedische Sandkasten“ geht auf die Zielgerade
Erstellt am: 18.08.2017
Riesige Feuer- und Wasserwellen, die spektakulär ineinander schwappen, furchterregende Raubfische, die mit Fangzähnen nach dem Betrachter zu schnappen scheinen, ein Sternentor, ein „Stargate“, das sternenförmig zum Durchflug eines Flugzeugs einlädt oder ein „Sandfresser“, eine Art Raupe, die aus dem „Archimedischen Sandkasten“ auf den Katschhof wächst und eine einfache einer Bank zum Chillen: Diese und weitere überdimensionale Kunstwerke aus insgesamt 6.000 Metern Dachlatten haben mehr als 60 Kinder und Jugendliche in den vergangenen drei Wochen in der „Archimedischen Werkstatt“ im „Archimedischen Sandkasten“ erdacht, geplant, erbaut. „Wir haben Quadrate aus Dachlatten versetzt zueinander zusammen geschraubt und dann mit anderen Latten verstärkt“, erzählt der 13-jährige Joris, der mit einem Freund Matthias das Stargate ersonnen hat, ihre Konstruktion. Und auch Max, 13 Jahre, und Nico, 12 Jahre, hatten die Idee zum großen Fisch alleine, haben zunächst in Modell im Maßstab 1:5 gebaut, bevor sie sich an das zähnefletschende Ungetüm gegeben haben.
Ein Symbol der familienfreundlichen Wissenschaftsstadt
„Ich bin nahezu geflasht“, bestaunte Susanne Schwier, Beigeordnete der Stadt Aachen für Bildung und Kultur, Schule, Jugend und Sport, die architektonisch-künstlerischen Arbeiten der Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 14 Jahren. Eine gelungene Verbindung von Kunst, Ferienspielen, Handwerk und dem Bezug zu Wissenschaft unter dem Motto „Zukunft bauen“. „Der Sandkasten ist ein tolles Symbol für die familienfreundliche Wissenschaftsstadt Aachen“, ist Schwier auch bei der zweiten Auflage des Projekts im Rahmen von „Future Lab Aachen“ überzeugt. Es sei aber auch eine tolle Kooperation verschiedener städtischer Stellen, wie dem Fachbereich Kinder, Jugend und Schule, der Kunst- und Kulturvermittlung der Museen, dem Fachbereich Presse und Marketing oder – ganz wichtig – dem Aachener Stadtbetrieb. Daneben hätten Sponsoren wie die STAWAG oder Baumaschinen Deubner so ein Projekt „überhaupt erst möglich gemacht“. Einerseits der Ferienspiel-Workshop, andererseits die große freie Fläche des Sandkastens, der Kinder, Familien, Väter, KiTa-Gruppen aber auch viele ältere Menschen in den letzten drei Wochen zum Spielen, Buddeln, Relaxen, Burgen bauen, ja sogar zum Picknicken eingeladen hat: „Das war schon fast Strandfeeling mit den Liegestühlen und dem Sand“, so die Beigeordnete. Und bis Sonntag, 20 August, steht Aachens größter temporärer Sandkasten noch.
Breites Rahmenprogramm mit Bezug zur Wissenschaft
„Und das trotz des teilweise doch eher schlechten Wetters“, ergänzte Projektleiterin Dr. Jutta Göricke vom Fachbereich Presse und Marketing der Stadt. Sie verwies noch einmal auf das Programm, das rund um Sandkasten und Werkstatt organisiert war, zum Beispiel den Aktionstag, an dem das eXploregio.mobil und der FAB-Bus auf den Katschhof gefahren waren und Kinder zum Experimentieren oder 3D-Drucken animiert haben, gefördert vom zdi-Netzwerk (Zukunft durch Innovation) Aachen und Kreis Heinsberg, das im Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa der Stadt angesiedelt ist. Aber auch einen CAD-Workshop für Jugendliche in Kooperation mit der FH Aachen habe es gegeben – unterstützt von der Kunst- und Kulturvermittlung der Aachener Museen und der Route Charlemagne: „Der ‚Archimedische Sandkasten‘ und das Programm drum herum steht exemplarisch für die vielen MINT-Projekte, die in Aachen für Kinder und Jugendliche angeboten werden, schafft so einen Bezug der Bürgerinnen und Bürger zur Wissenschaft und den Aachener Hochschulen“, so Göricke.
Im Auftrag der Stadt Aachen wurde die „Archimedische Werkstatt“ auch in diesem Jahr von der Bleiberger Fabrik im Rahmen der Ferienspiele pädagogisch und organisatorisch ausgerichtet und begleitet. Im letzten Jahr war eine absurde, bewegliche Maschine aus Schrott entstanden. Sybille Keupen, Leiterin der Bleiberger Fabrik: „In diesem Jahr sind wir etwas einfacher an das Projekt herangegangen. Wir hatten in diesem Jahr nur Dachlatten, Farbe, Schrauben und Akkuschrauber. Die Inspiration und die Ideen kamen aus den Köpfen der Kinder. Gebaut haben sie auch alleine, der Betreuerstab hat nur unterstützt.“ Neben der Kunst war vor allem auch Konstruktion und Statik gefragt, damit die Skulpturen auch stehen bleiben. Begeistert war sie von Passanten, die spontan Tipps gaben oder sogar mithalfen, Dachlatten anreichten, fotografierten, ins Gespräch kamen.
STAWAG spendierte wieder Buddel-Equipment
Neben dem Sponsoring des Gesamtprojekts „Future Lab Aachen“ und des Sandkastens hat die STAWAG in diesem Jahr erneut für den Spaß der kleinen und großen Kinder gesorgt: Das Sandspielzeug – Schippen, Bagger, Laster – hat der Aachener Stromversorger gestiftet. „Für uns stellt sich die Frage gar nicht, ob wir mitmachen“, so STAWAG-Vorstand Wilfried Ullrich angesichts der Kunstwerke: „Die STAWAG engagiert sich für Zukunftsthemen, etwa bei Schulkooperationen. Ich finde es wichtig, für die Kinder Freiräume zu schaffen, wo sie sich ausprobieren können, wie hier.“ Und lächelnd setze er hinzu: „Und wenn all unsere Baustellen so beliebt wäre wie diese hier….“
Rolf Deubner von Deubner Baumaschinen zeigte sich begeistert vom Sandkasten, vom Projekt „Archimedische Werkstatt“ und von den Skulpturen der Kinder: „Wenn die Stadt den Mut hat, so etwas zu ermöglichen, solche Partner mitmachen, wenn so etwas Tolles entsteht, darf man sich als Unternehmer nicht verstecken.“ Als Aachener möchte er eben auch so etwas in dieser Stadt sehen, das würde eine Stadt wie Aachen erst „lebenswert machen in einer teilweise verrückten Zeit“.
Die Kunstwerke werden übrigens teilweise neue Standorte bekommen: Das Stargate soll zukünftig auf der Wiese vor dem Verwaltungsgebäude Mozartstraße einen neuen Platz finden. Ein großer abstrakter Baum und die Feuer-Wasser-Welle möchte Rolf Deubner auf seinem Firmengelände platzieren – „die kann man sich dort dann gerne anschauen“ – und der Raubfisch schwimmt in den Hof des Bezirksamts in Aachen-Haaren.