Baumaßnahme Hof: Ausstellung "Sprechende Knochen" zeigt die im Hof gefundenen Merowinger-Skelette
Erstellt am: 17.04.2015
Handelt es sich um Zeitgenossen Karls des Großen?
Bereits die Fundsituation ließ erste Vermutungen für eine Datierung zu. Die Grabstätten waren zeitlich zwischen spätrömisch, merowingisch, karolingisch und hochmittelalterlich einzuordnen. Um eindeutigere Aussagen machen zu können, waren verschiedene wissenschaftliche Analysemethoden notwendig. Diese ersten Untersuchungen sind nun abgeschlossen.
Was uns die Knochen verraten können
Was die gefundenen Knochen uns heute noch verraten können und wie Archäologen ihnen ihre Geheimnisse entlocken, zeigt die Sonderausstellung „Sprechende Knochen“ im Centre Charlemagne. Im Mittelpunkt stehen die Skelette, die hier erstmals der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit Hilfe neuester Augmented Reality-Technologie können die Besucher die Knochen von Nahem erkunden und erfahren dabei vieles über die Methoden, Werkzeuge und wissenschaftlichen Untersuchungsverfahren heutiger Archäologen. Ein weiterer Themenschwerpunkt der Ausstellung ist die Darstellung von Bestattungsritualen – von 1.600 vor Christus bis zur Gegenwart, von den Hügelgräbern bis zur Weltraumbestattung. In einer eigenen Kinderabteilung können die jüngeren Besucher der Ausstellung Aufgaben lösen und spielerisch lernen, wie die Menschen vor über 1200 Jahren in Aachen gelebt haben.
Die Skelette erzählen aufregende Geschichten
Die im Hof entdeckten Gräber hatten keine Beigaben, die bei der Datierung hätten helfen können. Daher war eine 14C-Datierung nötig. Das Ergebnis: Die Skelette lassen sich dem Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter zuordnen, also der Merowingerzeit. „Die wissenschaftlichen Analyseverfahren, die wir auch in der Ausstellung erklären, sollen ein besseres und tiefgehendes Verständnis für einen wichtigen Teilbereich der modernen archäologischen Arbeit bei den Besuchern wecken“, sagt Kuratorin Myriam Kroll.
Die einzelnen Skelette, von den Archäologen „Individuen“ genannt und mit Nummern versehen, erzählen aufregende Geschichten. Bei „Individuum 243“ etwa handelt es sich um eine grazile, ältere Frau, vermutlich zwischen 54 und 60 Jahre. Auf der Rückseite ihres Schädels fallen vier kleine Läsionen im Knochen auf. „Das könnte entweder ein Indiz für eine Krebserkrankung sein oder für eine Entzündung, beispielsweise in Folge eines Wanzenbisses“, sagt Anthropologin Daniela Heller.
Das Engagement der STAWAG
Im historischen Stadtkern, wo Kanäle teilweise über 100 Jahre alt sind und der Erneuerungsbedarf entsprechend hoch ist, ist bei den Baustellen der STAWAG besonderes Fingerspitzengefühl gefordert: Denn das Erdreich ist hier als Bodendenkmal geschützt. Durch moderne, schonende Grabungsverfahren und in enger Kooperation mit der Stadtarchäologie wird hier präzise gearbeitet. „Der Fund der Skelette war auch für uns nicht alltäglich und eine Sensation. Umso mehr freuen wir uns als Sponsor der Ausstellung, nun allen Besuchern die Möglichkeit zu bieten, die Skelette zu sehen“, sagt Dr. Peter Asmuth, Vorstand der STAWAG. Neben der Ausstellung unterstützt die STAWAG das pädagogische Programm für Kinder und Jugendliche.
Sprechende Knochen
18. April bis 16. August
Centre Charlemagne
Eintrittspreise und Öffnungszeiten: www.centre-charlemagne.eu
Mit freundlicher Unterstützung der STAWAG